Wärmenetze werden grün

Die Stadtwerke Erkrath packen die Wärmewende an und übernehmen das lokale Fernwärmenetz. Geschäftsführer Gregor Jeken verrät im Interview, wie das Unternehmen die Fernwärme dekarbonisieren will.

Herr Jeken, zum 1. Januar 2023 übernehmen die Stadtwerke Erkrath das Fernwärmenetz in Hochdahl.
Warum dieser Schritt?
Fernwärme ist eine nachhaltige Alternative zur eigenen Öl- oder Gasheizung – und damit ein wichtiger Baustein der Wärmewende. Um diese voranzutreiben, setzen die Stadtwerke Erkrath künftig verstärkt auf zentrale und  klimafreundliche Erzeugung.

Wie laufen die Vorbereitungen für den Stichtag?
Es ist sowohl technisch als auch kaufmännisch eine große Herausforderung, die Wärmeversorgung für rund 8000 Hochdahler Haushalte in die Stadtwerke Erkrath zu integrieren. Doch mittlerweile sind die Übernahme des Betriebes und der Kundenverträge fast abgeschlossen.

„Durch zentrale Erzeugung und den Einsatz der Erneuerbaren wird Energie langfristig günstiger, ökologischer und zudem klimaneutral.“
Gregor Jeken

Wie wird der Versorgerwechsel von den Kunden aufgenommen?
Die Reaktionen sind sehr positiv. Die Bürger sind froh, mit den Stadtwerken Erkrath jetzt einen Ansprechpartner vor Ort zu haben. Sie wollen transparente Infos zu den geplanten Erneuerungen.

Und welche Pläne haben die Stadtwerke?
Schon jetzt ist das Hochdahler Fernwärmenetz deutlich effizienter aufgestellt als andere Fernheizwerke. Rund 60 Prozent der Fernwärme werden durch erdgasbetriebene Kessel erzeugt. Die anderen 40 Prozent erzeugen wir aber nach dem  Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung. Das heißt: Das gasbetriebene Blockheizkraftwerk in Hochdahl erzeugt gleichzeitig Wärme und Strom. Diese Technik ist effizient und umweltschonend – doch auch das geht noch besser. Einen kleinen Teil der Leistung steuert bereits heute ein Biomethan-Blockheizkraftwerk bei. Wir wollen den Anteil der Erneuerbaren noch weiter ausbauen, um bis 2030 CO2-neutral – und damit unabhängig von fossilen Brennstoffen – zu sein.

Wie genau soll das aussehen?
In einem ersten Schritt haben wir ein Strategieteam ins Leben gerufen. Gemeinsam definieren wir, welche Technologien sich vor Ort umsetzen lassen und wie wirtschaftlich sie sind. Dabei holen wir uns Unterstützung von kompetenten Experten vom Zentrum für Innovative Energiesysteme der Hochschule Düsseldorf und des Fraunhofer-Instituts sowie Mitgliedern des Aufsichtsrates und lassen uns von Planungs- und Ingenieurbüros beraten.


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Das Fernheizwerk Hochdahl versorgt rund 8000 Haushalte ganzjährig mit Heizwärme.

Welche Technologien sind im Gespräch?
Im Fokus stehen zum Beispiel Solarthermie, Biomasse, Tiefen- Geothermie, aber auch Power-to-Heat, also die Erzeugung von Wärme durch elektrische Energie, sowie der Einsatz von Wasserstoff.

Bis wann liegen die Ergebnisse vor?
Der Zeitplan ist straff. Ende September wurde bereits die Wärmestrategie beschlossen, um anschließend entsprechende Fördermittel des Bundes beantragen zu können.

Gibt es auch schon Pläne zum Netzbetrieb?
Auch hier wollen wir effizienter werden. Um Wärmeverluste zu minimieren, ist geplant, die Temperatur innerhalb des Transportnetzes abzusenken und sie erst dort, wo die Energie benötigt wird, mithilfe von Wärmepumpen wieder anzuheben.

Soll das Netz erneuert werden?
Grundsätzlich ist das Netz in einem guten Zustand. Nichtsdestotrotz planen wir, es sukzessive innerhalb der nächsten 20 Jahre zu erneuern. Dabei setzen wir auf gut isolierende Materialien zur besseren Wärmedämmung.

Gibt es Pläne für einen Netzausbau?
Perspektivisch bietet es sich an, ganz Hochdahl an das Fernwärmenetz anzuschließen. Erdgas wird ja als fossile Energie zukünftig entfallen. Ein Blick in die Zukunft: Was ist denkbar? Die Bundesregierung strebt die Klimaneutralität bis
2045 an – um das zu erreichen, muss auch einiges geschehen. Denkbar ist beispielsweise eine Umnutzung der Erdgasnetze für Wasserstoff. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Abgesehen von der ökologischen Seite: Welche Vorteile bietet Fernwärme?
Gerade angesichts der aktuellen Preisentwicklung wird klar: Durch zentrale Erzeugung und den Einsatz der Erneuerbaren wird Energie langfristig günstiger, ökologischer und zudem klimaneutral. Weiterhin sparen die Kunden durch geringe Anschaffungs- und Betriebskosten. Denn mit Fernwärme ist keine eigene Heizanlage mehr erforderlich.

Noch mal aus Kundensicht: Was haben Ihre Kunden von der Netzübernahme?
Kurz: Alles aus einer Hand. Ob Strom, Gas, Wasser, Telekommunikation oder Wärme – in unseren Kundenbüros in Hochdahl bieten wir persönliche Beratung auch zur Rechnung, zu Einsparmöglichkeiten oder zum Thema Wärmedämmung an. Außerdem bleibt die Wertschöpfung zu 100 Prozent in Erkrath.

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